
Das historische Rathaus bildet derzeit mit dem winkelförmigen alten Rüsthaus einen kleinen, als Parkplatz benützten Hinterhof. Die rückwärtige Fassade des Rathauses, in der sich derzeit der eigentliche Hauptzugang befindet, wird durch den dichten Anschluß des alten Rüsthauses gänzlich verdeckt.
Das Freispielen der historischen Bausubstanz des Rathauses und die Schaffung eines qualitätsvollen, öffentlichen Freiraumes sind die wesentlichen Leitgedanken unseres Entwurfes.
Zur Schaffung des Gleichgewichts zwischen ALT und NEU werden Raum und Distanz gesucht.
Von Südwesten her öffnet sich der trichterförmige Platz vor den Arkaden des Josefshauses. Diese Geste wird durch die Stellung des neuen Service-Centers gegenüber dem Rathaus aufgenommen und in der Baukörperausbildung variiert. Der Knick in der Horizontalen des Gebäudes wird auch in der Vertikalen aufgenommen, wodurch sich der Lichtraum des Rathausplatzes nach oben aufweitet.
Durch das Hinausragen des Gebäudes bis zum Straßenraum der Rathausgasse kündigt sich das Service-Center bereits vom Florianiplatz her an, gibt dieser Blickachse einen baulichen Abschluss und bildet einen neuen städtischen Platz.
Der Eingang zum alten Rathaus gewinnt an Bedeutung und bietet durch das Gegenüber zum Eingang in das Service-Center eine einfache und selbstverständliche Orientierung.
Durch den geradlinigen Abschluss des Neubaus im Süden kann mit einer weiteren Bebauung im Bereich des bestehenden Dominikushauses problemlos reagiert werden, die Grünanlagen vor dem Forum Kloster werden durch die Baukörperstellung zusätzlich geschützt.
Die grundsätzlich einfache Gebäudestruktur ist im Eingangsbereich geknickt, wodurch auch im Inneren der Leitgedanke des Trichters in der Ausformung der Wartebereiche ablesbar wird. Diese Maßnahme ergibt ein großzügig wirkendes Foyer ohne zusätzliche Erschließungsflächen, das durch den vertikalen Luftraum lichtdurchflutet und kommunikationsfreundlich wird.
Die Büroräume gruppieren sich in der erforderlichen Raumabfolge um das Foyer, die Vertikalverbinder Stiegenhaus und Aufzug sowie die Sanitärgruppen sind dem Eingang gegenüber angeordnet, wodurch sich die kürzest möglichen Weglängen ergeben.
Das Obergeschoss folgt diesem Prinzip, wobei der in der Auskragung befindliche Gemeinderatssitzungssaal mit seiner sprichwörtlichen „Umsichtigkeit“ und seiner Sichtbe-ziehung am alten Rathaus vorbei Richtung Zentrum eine spezielle Position einnimmt.
Die Kellerräume sind bis auf das Museumsdepot zur Gänze unter dem Erdgeschoss angeordnet, was bauliche Vorteile bietet. Die Arbeiträume sind durch Oberlichten natürlich belichtet. Im Verbindungsgang zum Bestandgebäude lassen sich problemlos Versorgungsmedien wie Wasser, Abwasser und Stromversorgung einbauen. Dadurch kann der Rathausplatz bei verschiedenen Veranstaltungen opitmal versorgt werden (Gastronomie, Konzerte, Märkte, etc.).
Die verwendeten Materialien werden im Rahmen der Kostenvorgaben nach den Gesichtspunkten Langlebigkeit, dauerhaft gute Anmutung, Reinigungsfähigkeit, ökologische Verträglichkeit und selbstverständlich Formalästhetik ausgesucht.
Die opaken Fassadenflächen werden mit einer Vollwärmeschutzfassade versehen. Die innen liegenden Screenanlagen im Bereich der Fensterbänder mit einem auf die Verglasung abgestimmten Blendschutzschutzgewebe zeichnen sich im geschlossenen Zustand durch eine hervorragende Durchsicht aus.
Der Ausbau in Trockenbauweise ist Stand der Technik und kann alle erfoderlichen Kriterien hinsichtlich Schallschutz, Akustik und Brandschutz erfüllen. Hängedecken werden in den akustisch erforderlichen Bereichen mit gelochten Platten ausgeführt.
Im Erd- und Obergeschoss wird in den Foyer- und Sanitärbereichen eine PU-Beschichtung ausgeführt. In der Büros werden Parkettböden verwendet. Diese Materialien sind langfristig extrem strapazierfähig, gut reinigbar und dauerhaft ansehnlich. Im Sitzungssaal wird ein objekttauglicher Teppichboden verlegt.
Zur Vermeidung von hygienisch problematischen Fugen wird für die Sanitärbereiche ebenso wie für die Kellerräume eine abwaschbare Wandbeschichtung vorgesehen.
Eine wirkungsvolle Schmutzschleuse im Windfang verhindert großteils das Einbringen von Straßenschmutz und verringert die Reinigungskosten.
Die Foyers werden mit Indirektlichtbändern belichtet, die Büros erhalten durchgehende zweireigige Lichtbänder mit opaler, bildschirmtauglicher Acrylabdeckung. Brüstungskanäle in den Parapetbereichen lassen die flexible Versorgung der Arbeitsplätze zu.
Bauherr: Stadtgemeinde Gleisdorf
Projekt: Bürogebäude / Servicecenter
Standort: Gleisdorf, Austria
Größe: 1400m²
Wettbewerb 2006 1. Preis
Fertigstellung: 2008